Jede Zeit hat ihren Tanz

Durch alle Epochen der Tanzgeschichte

Buchrezension: Eine kurze Geschichte des TanzeS von Dagmar Ellen Fischer

Das Buch stellt einen umfassenden geschichtlichen Abriss dar, der sich mit Tanz in unterschiedlichen Kulturen weltweit auseinandersetzt. Die Autorin weist im Vorwort darauf hin, dass sie bestimmte Schwerpunkte setzen und auch unbekannte Aspekte des Tanzes vorstellen möchte.

Seit es Menschen gibt, gibt es auch Tanz. Ein Zitat des berühmten Philosophen Plato leitet das 3. Kapitel zur Antike ein: „Tanz ist die Kunst, die die Seele des Menschen am meisten bewegt.“ Plato (ca. 428 – 348 v. Chr )

Unglaublich, zu welchen Anlässen früher getanzt wurde.  Das Buch gibt Auskunft über Jagdtänze, Teufelstänze, Begräbnistänze, Waffentänze, Metzgertänzer, Schütteltänze und vieles mehr.

Tanz wurde im Altertum meist von Sklavinnen oder Kleinwüchsigen in Tempeln dargeboten, oftmals mit Gesang, Händeklatschen und rhythmischem Trommeln.

Tänzerinnen in dünnen Gewändern, die beklatscht werden (Marmorrelief der Via Appia in Rom)
Bild: Tanzarchiv Leipzig

Das Buch gibt Aufschluss über viele spannende, teilweise unbekannte Fakten:

Schon Königin Elisabeth I war begeisterte Galliardentänzerin, die diesen Springtanz täglich als Morgengymnastik absolvierte. Besonders liebte sie die sogenannten Skandaltänze. Über diesen unzüchtigen Tanz erfahren wir mehr im Buch.

Als erstes Ballett gilt das „Ballet Comique de la Reine“ , das 1581 in Paris 8000 bis 10000 Zuschauern beeindruckte – ein gewaltiges sechsstündiges Spektakel, das Massstäbe setzte. Louis XIV, der als tanzende Sonne zum Sonnenkönig wurde, gründete 1661 die erste Ballettcompagnie, die Académie Royale de Danse.

Marie Camargo, ein Tanzstar des 18. Jahrhunderts.
Bild: Archiv Henschel Verlag

Als skandalös wurde die sichtbaren Fussknöchel von Marie Camargo im 18. Jahrhundert empfunden, da diese technisch begabte Tänzerin ihre virtuose Fussarbeit zeigen wollte.

Für viele Männer stellen Füsse den Inbegriff der Erotik dar. Der Legende nach soll sich eine chinesische Tänzerin für den Kaiser Li Houzhu im 10. Jahrhundert Lotusfüsse bandagiert haben, um auf einer lotusförmigen Bühne zu tanzen. Diese schrecklich quälende Prozedur wurde bis ins 20. Jahrhundert – also 1000 Jahre – Schönheitsideal in China.

Junge Tänzerinnen der Ballettschule der Oper Peking, deren Füße traditionell zu „Lotusfüßen“ gebunden wurden, Foto von 1934. Diese grausame Praxis entwickelte sich im 10. Jahrhundert und wurde erst unter Mao Tse-Tung 1949 verboten. Bild: Archiv Dagmar Ellen Fischer

Barfüssig, ohne Korsett und von allen Zwängen befreit, entwickelte die Amerikanerin Isadora Duncan den modernen Ausdruckstanz. Ihr Vorbild war die Natur und die Kultur der griechischen Antike. Als frühe Feministin polarisierte sie die Gesellschaft.

Der Tanz der Zukunft führe über die Wiederentdeckung antiker Vorbilder, so Isadora Duncan, Foto von ca. 1904. Bild: Tanzarchiv Leipzig

Mein Eindruck

Ich habe es sehr genossen, das Buch zu lesen und habe viel Neues erfahren. Sicherlich werde ich immer mal wieder, einige Themen nachlesen. Natürlich kann die Tanzgeschichte nicht vollständig dargestellt werden, sondern nur einen Überblick verschaffen. Besonders eindrücklich sind die vielen unbekannten Fotos, Zeichnungen und Abbildungen. Für alle geschichtlich interessierte BallettliebhaberInnen empfehlenswert!

Danke an den Henschel Verlag für das Leseexemplar!

Presseinformation des Henschel verlags

Eine kurze Geschichte des Tanzes Mit einem Vorwort von Martin Schläpfer
Dagmar Ellen Fischer

Vom Tanz in frühen Hochkulturen über höfischen Tanz, Kabuki, »Dancing the Slaves«, die Ballets Russes, »Schwanensee«, modernen Tanz und Hip-Hop bis zu heutigen hybriden Formen: Dagmar Ellen Fischer reist mit großen Schritten durch die gesamte Geschichte des Tanzes.

Elf spannend erzählte, chronologisch strukturierte Kapitel machen die Bedeutung des Tanzes für unsere Welt und unsere Geschichte sichtbar und geben eine Übersicht über zentrale Strömungen, Werke sowie bedeutende Künstlerinnen und Künstler. Dabei konzentriert sich diese Darstellung nicht einzig auf den Tanz westlicher Prägung, sondern betrachtet die Geschichte des Tanzes weltweit – so entsteht ein globales Panorama. Der reich bebilderte Band zeigt erstmals unver- öffentlichtes Bildmaterial. Der Text wird abgerundet durch zahlreiche Infoblöcke und eine anschauliche Zeitleiste.

Dagmar Ellen Fischer studierte nach einer Tanzausbildung Philosophie und arbeitet als Übersetzerin, Kulturjournalistin, Tanzkritikerin und Dozentin für Tanz und Tanzgeschichte u. a. an der Leuphana Universität Lüneburg. Sie ist Mitglied im Beirat für Tanz und Darstellende Kunst im Deutschen Kulturrat.

DAGMAR ELLEN FISCHER
Eine kurze Geschichte des Tanzes Mit einem Vorwort von Martin Schläpfer

336 Seiten
150 farbige und s/w Abbildungen Hardcover mit Schutzumschlag, 17 x 23 cm 32,- € (D) | 33,- € (A)
ISBN 978-3-89487-797-2
Henschel Verlag, Leipzig

Erschienen am 2. August 2019

Autor: ballettlovers

I danced ballet as child, albeit with little success. Despite this, my passion for ballet and dance has carried into adulthood. I still love to watch ballet performances and would love to share my passion with you.

3 Kommentare zu „Jede Zeit hat ihren Tanz“

  1. Interessantes Buch! Die Verbindung von Tanz und Menschheit, wie bereits von Plato zitiert, zeigt, wie tief verwurzelt der Tanz in unserer Geschichte ist. Die Erwähnung von verschiedenen Tanzarten wie Jagdtänzen, Teufelstänzen und Metzgertänzen veranschaulicht die Vielfalt der Anlässe, zu denen Menschen früher getanzt haben.

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  2. Ballett ist ein wunderbarer, subtiler Tanz, der uns schon seit vielen Jahren begleitet. Es ist gut, ein wenig über seine Geschichte zu lesen und mehr über einen so wunderbaren Tanz zu erfahren.

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