Was passiert eigentlich bei einer Bühnenprobe?

Das Ballett Zürich probt DER SANDMANN auf der Bühne am 17. Mai 2016

Als Mitglied der Freunde des Balletts Zürich durfte ich bei der Bühnenprobe vom Christian Spucks Schweizer Erstaufführung „Der SANDMANN“ im Opernhaus Zürich zuschauen. Ein einmaliges Erlebnis für Ballett-Liebhaber!

Die sechste Bühnenprobe
Bevor ein Ballett auf der Bühne geprobt wird, wird das Stück im Ballettsaal einstudiert. Das kann Wochen und Monate dauern. Dann kommt der grosse Moment, an dem das Ensemble das erste Mal auf der Opernhausbühne proben kann. Das Bühnenbild ist aufgebaut. Die Requisiten sind vorhanden.Der Bühnenboden wurde für diese Produktion leicht angeschrägt, was eine besondere, zusätzliche Herausforderung für die Tänzer darstellt.  Die Bühne muss mit der Oper geteilt werden und je nach Zeit und Kapazitäten werden 10 – 15 Bühnenproben angesetzt. Neben den Proben der Companie gibt es auch mehrere Beleuchtungs- und Tonproben. Diese Probe ist bereits die sechste szenische Bühnenprobe und dauert 3 Stunden von 18 Uhr – 21 Uhr.

In Trainingskleidung
Geprobt wird mehrheitlich in Trainingskleidung, nur die Solistinnen haben schon ihre Biedermeierkleidchen an. Manche Kostüme oder Schuhe werden immer wieder ausprobiert, damit sich die Tänzerinnen und Tänzer daran gewöhnen können und der Choreograf und der Kostümbildner prüfen können, ob die Kleider „tanztauglich“ sind –  und es auch noch gut aussieht. Wenn Fotos fürs Programmheft und die Presse gemacht werden, tragen natürlich alle ihr Kostüm und habe Make-up aufgetragen.

Die Musik
Bei dieser Bühnenprobe werden unter anderem die Szenen geprobt, die vom einem Streichquartett und einem Pianisten auf der Bühne begleitet werden. Bei den späteren Bühnenorchesterproben und Aufführungen spielt dann zudem noch das ganze Orchester im Graben mit. Kurz vor der Premiere werden alle Puzzleteile zusammen gefügt. Alle Beteiligte probieren in der Hauptprobe mit Orchester und dann die allerletzte Probe, der Generalprobe, kurz vor der Premiere. Dann muss alles sitzen!

Einblicke in die Bühnenprobe
Alle Tänzerinnen und Tänzer sowie die Statisten stehen zu Beginn auf der Bühne. Es dauert etwas, bis alles in Schwung kommt. Zuerst wird bestimmt, wer, wo, wie steht muss. Vor allem die Statisten-Kinder brauchen dabei besondere Aufmerksamkeit und Anweisungen. Solche Massenszenen sind sehr zeitaufwendig.

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Der Ballettdirektor und Choreograf Christian Spuck und sein gesamtes Team haben sich im Parkett platziert und begutachten das Ballett aus Zuschauerperspektive. Christian Spuck geht immer wieder auf die Bühne, um den Kindern zu helfen und die Tänzer zu platzieren.

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Es herrschte eine ruhige, konzentrierte Stimmung. Es beginnt der 1. Akt. Danach gleich wieder Korrekturen. Christian Spuck übt mit einzelnen Gruppen bestimmte Hebungen. Er spricht mit den Solisten, erklärt, macht selbst vor, dann wird es nochmals geprobt bis es klappt. Die Ballettmeister assistieren ihm. Auch die Choreologin ist mit dabei.

Auch wird getestet, ob die Aufzug im Bühnenboden funktioniert, die beiden Wände runtergelassen werden können und ob genug Platz zum Tanzen bliebt. Immer wieder wird das Schaukelpferd verschoben, weil es im Weg steht. Und natürlich wird geschaut, ob alles im rechten Licht steht.

Währenddessen beschäftigen sich die Tänzerinnen und Tänzer mit den Korrekturen. Teils allein, teils mit dem Ballettmeister, üben sie Drehungen, arbeiten miteinander an Schrittfolgen oder Bewegungen. Um Kräfte zu schonen, markieren sie die Schritte. Das bedeutet, sie deuten die Bewegungen nur an, gehen aber den ganzen Bewegungsablauf mit dem Partner durch.

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Jetzt ruft Christian Spuck zur Wiederholung des Geübten mit Musik. Er sagt die Nummer des Taktes an, wo es weitergehen soll. Es wird in meinen Augen wunderschön getanzt, aber anscheinend gibt es im Solo noch einige Fehler. Die zweite und dritte Besetzung proben an der Seite mit, damit sie die Ausführungen und Korrekturen von Christian Spuck mitbekommen und gleich umsetzen können.

Immer wieder Korrekturen, Wiederholungen, Durchläufe – erst ohne Musik, dann mit. Alles wird mit Akribie minutiös geprobt, jedes kleinste Detail muss stimmen. Tänzerische Perfektion muss hart erarbeitet werden!

Trotzdem kommt der Spass nicht zu kurz. Es entstehen immer mal wieder lustige Situationen, wo auch gelacht wird. Man sieht förmlich, wie das alle entspannt. Der Ballettdirektor lobt seine Tänzerinnen und Tänzerin des Öfteren, was sie zu noch mehr Anstrengungen motiviert. Zum Schluss bedankt er sich bei allen Beteiligten.

Eine lange, intensive Bühnenprobe geht zu Ende, aber es kommen noch weitere Proben und auch im Ballettstudio wird dazwischen fleissig geprobt. Die Premiere ist in 11 Tagen. Es sitzt noch nicht alles perfekt. Ich bin mir aber sicher, dass das Ballett Zürich am 28. Mai  eine zauberhafte Schweizer Erstaufführung von „DER SANDMANN“ präsentieren wird.

Noch einige tolle Fotos vom Ballett-Fotografen Carlos Quezada zur Einstimmung:
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Autor: ballettlovers

I danced ballet as child, albeit with little success. Despite this, my passion for ballet and dance has carried into adulthood. I still love to watch ballet performances and would love to share my passion with you.

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