Schweizerische Erstaufführung am 21.5.2022 am Opernhaus Zürich
Genuss pur! Endlich wieder im Opernhaus zu sein und sich vom Ballett Zürich verzaubern zu lassen. Wir tauchen ein in die Fantasiewelten des norwegischen Abenteurers Peer Gynt, den William Moore grandios interpretiert. Zur stimmungsvollen Musik von Edvard Grieg – wir alle kennen viele Songs aus zahlreichen Soundtracks- nimmt uns das Ballettensemble mit in das norwegischen Dorf und lässt uns an den Abenteuern des Angebers und Weltenbummlers Peer Gynt teilhaben. Grosses Kompliment an das Ballett Zürich und das Junior Ballett! Bravo!
Die Geschichte ist einfach erzählt: Der junge, skrupellose Aufschneider Peer Gynt langweilt sich in seinem norwegischen Dorf und macht sich auf die Suche nach Reichtum, Macht und Sex. Er lässt sich ziellos treiben und glaubt auf den richtigen Weg zu sein, verliert sich aber immer wieder in Lügengeschichten und verliert der Realität. So trifft er auf die Grüne (Inna Bilash – total verführerisch), die Königstochter der Trolle, schwängert sie und flieht vor den wütenden Trollen. Als vermögender Unternehmer zieht es ihn Jahre später in die Wüste, wo er sich in die Beduinentochter Anitra (Raffaele Queiroz – extrem hinterhältig) verliebt, die ihn aber raffiniert ausnimmt. Den Tiefpunkt seiner Identitätssuche erreicht er, als er im Irrenhaus zum König gekrönt wird. Der verzweifelte Glückssucher kehrt als alter Mann gebrochen in sein Dorf zurück und findet dort Erlösung bei der treuen Solveig (Katja Wünsche – fantastisch), die ihn immer noch bedingungslos liebt.

Geschickt gelingt es Clug, die Persönlichkeit des selbstsüchtigen Peer Gynt Schicht für Schicht wie eine Zwiebel zu entblättern bis zum Schluss nichts mehr übrig bleibt.
Der weiser Hirschbock (Cohen Aitchison-Dugas – hinreissend) wird als metaphorische Figur zugefügt, Symbol für Peers Lügenmärchen und Realitätsfremde. Auch ist der Tod (Daniel Mulligan – unglaublich überzeugend) immer an seiner Seite. Das Publikum kann die Todesangst, die Selbstvorwürfe und die inneren Verwandlungen des ewig suchenden Protagonisten nahezu mitfühlen.


Absolut sehenswert! Eine tänzerische und schauspielerische Glanzleistung aller Beteiligter! Virtuos musikalisch interpretiert! Fantasievolle Kostüme, ein kreatives Bühnenbild und die raffinierte Lichtgestaltung geben den passenden Rahmen. Eine unvergessliche Premiere!



Mehr Infos und weitere Termine
Ballett von Edward Clug, nach dem gleichnamigen Versdrama von Henrik Ibsen | Musik: Edvard Grieg (Peer Gynt Suiten 1 & 2, Klavierkonzert in a-Moll, Streichquartett in g-Moll, Lyrische Stücke | Uraufführung: 2015 in Maribor
Musikalische Leitung Victorien Vanoosten
Choreografie Edward Clug
Bühnenbild Marko Japelj
Kostüme Leo Kulaš
Lichtgestaltung Tomaž Premzl
Choreinstudierung Janko Kastelic
Klavier Adrian Oetiker
Philharmonia Zürich
Zusatzchor des Opernhaises Zürich
SoprAlti der Oper Zürich
Ballett Zürich
Junior Ballett
https://www.opernhaus.ch/en/spielplan/calendar/peer_gynt/2021-2022/
Weitere Aufführungen in Zürich: 24.5. | 26.5. | 27.5. | 29.5. | 2.6. | 3.6. | 16.6. | 17.6. | 18.6. | 24.6. 2022
Kurzgefasst -Opernhaus.ch
Peer Gynt
In den norwegischen Feenmärchen von Peter Christen Asbjørnsen fand Henrik Ibsen die Inspiration zu seinem 1867 verfassten Lesedrama Peer Gynt. Dessen Erfolg ermutigte den Dramatiker bald zu einer Bühnenversion, und er beauftragte Edvard Grieg mit der Komposition der Schauspielmusik. 1876 fand die Uraufführung des Theaterstücks in Christiania, dem heutigen Oslo, statt.
Nachdem er sich hier bereits mit seinen spektakulären Lesarten von Le Sacre du printemps und Faust – Das Ballett einen Namen gemacht hat, kehrt der slowenische Choreograf Edward Clug nach Zürich zurück. 2015 beim von ihm geleiteten Slowenischen Nationalballett in Maribor uraufgeführt, präsentiert sich sein Peer Gynt als bildgewaltiges und verrätseltes Fantasy-Spektakel und als von Surrealismus, Absurdität und Ironie inspiriertes modernes Erzählballett. Clug vereint die Versionen von Ibsen und Grieg zu einem besonderen Tanzerlebnis. Dabei verwendet er nicht nur die beiden bekannten Peer-Gynt-Suiten, sondern erweitert diese um Griegs Streichquartett g-Moll op. 27, das Klavierkonzert a-Moll op. 16 sowie Auszüge aus den Lyrischen Stücken.
In imposanten Bildern erzählt Clug die Geschichte des Bauernsohns Peer Gynt, der sich mit Lügengeschichten durch die Welt schummelt und stets versucht, der Realität zu entfliehen. In Peers Fantasiewelt erstrahlt die heruntergekommene Behausung seines Vaters als glänzender Palast, und auch seine eigenen Eskapaden verklärt er als reinste Heldentaten. Die Suche nach Liebe und Abenteuern führt ihn nicht nur in eine Welt von Trollen und Dämonen, sondern auch in den Orient und in ein Irrenhaus. Als Peer Gynt schliesslich heimkehrt, muss er sogar um seine Seele kämpfen, die er dank seiner Geliebten Solvejg behalten darf.
Interview: Der Ich-Sucher aus dem Norden
https://www.opernhaus.ch/spielplan/kalendarium/peer_gynt/2021-2022/?share=109425 (Quelle Webseite Opernhaus.ch)
Detaillierte Rezensionen
https://www.tanznetz.de/de/article/2022/peer-gynt-clug-zuerich
https://www.oper-aktuell.info/kritiken/artikel/zuerich-peer-gynt-ballett-21052022.html
In Englisch: https://bachtrack.com/review-peer-gynt-clug-vanoosten-moore-wunsche-ballet-zurich-may-2022