Flora Fabbri – die vergessene Primaballerina
Auch in Reclams Ballettführer wird diese einst bedeutende Balletttänzerin Flora Fabbri (1822–1880) nicht erwähnt. Da lohnt es sich für den geschichtlich interessierten Ballettfan die gerade erschienene Biografie »Flora Fabbri – Eine Kämpferin trägt Tüll« vom Tänzer und Autor Thierry L. Jaquemet zu lesen.
Flora Fabbri begeisterte das Publikum in den grossen Ballettklassiker wie La Sylphide oder Giselle. Die Kritiker ihrer Zeit verglichen die blutjunge italienische Ballerina mit den Grandes Dames des Balletts Marie Taglioni und Carlotta Grisi.

Vor 200 Jahren in einer Tänzerfamilie geboren machte Flora Fabbri schnell Fortschritte, als sie von Carlo Blasis, Direktor der in Europa führenden Ballettschule der kaiserlichen Ballett Akademie in Mailand, trainiert wurde. Bereits als 14 Jährige trat die begabte Schülerin im Teatro alla Scala in Mailand auf. Es folgten weitere gefeierte Auftritte in Italien und Lugano, wobei immer ihre Leichtigkeit und Präzision hervorgehoben wurden.

Wie so oft in der Ballettwelt schaffte die 17-jährige ihren Durchbruch, als sie für eine verletzte Tänzerin einspringen durfte und gemeinsam mit ihrem zukünftigen Tanzpartner und Ehemann Louis Bretin in einen Pas de Deux überzeugte. Ihre Karriere ging unspektakulär weiterhin bergauf. Unterstützt durch ihren aus Paris stammenden Ehemann schafften sie es gemeinsam nach ersten Anfangsschwierigkeiten auf die Bühne der Pariser Opéra. Weitere Triumphe folgten auf internationalen Tourneen. Ganz besonderen Anklang fand ihr Debut als Mazourka in THE DEVIL TO PAY am Drury-Lane -Theater 1845 in London.
Wieso schaffte es diese geschätzte Prima Ballerina nicht in die Geschichtsbücher?
Eine überzeugende Begründung gibt es nicht. Ohne jeden Zweifel – anders kann man die zeitgenössischen Kritikern nicht interpretieren – waren ihre tänzerischen Fähigkeiten herausragend. Thierry l. Jaquemet meint, dass die Karriere von Flora Fabbri zu eng an ihren Ehemann gekoppelt war. Louis Bretin schaffte es nicht, zurück als Choreograf an der Pariser Opéra engagiert zu werden. Ausserdem notierte er seine Werke nicht, sodass sie später nicht weiter aufgeführt werden konnten. Vielleicht war es auch einfach schlechtes Timing – die Zeit des romantischen Balletts war bald zu Ende.
Empfehlung: Diese detaillierte Biografie richtet sich an alle Ballettfans, die mehr über die Zeit des romantischen Balletts von 1815 bis ca 1845 erfahren möchten. Die Ballette dieser Zeit werden inhaltlich ausführlich erläutert.
Mehr Infos einschliesslich Leseprobe
https://ruefferundrub.ch/buecher/biografie/item/1075-flora-fabbri
Mehr über die Ballettgeschichte und Marie Taglioni
https://balletloversblog.com/2018/07/26/wie-ballett-entstand/
Eine echte Perle, die Du entdeckt hast;)
Alles Gute
Melek
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