Choreografie von Christian Spuck am 15. Januar 2022
Bereits für Messa da Requiem und Winterreise hat Christian Spuck erfolgreich Gesang und Tanz auf der Bühne des Opernhaus Zürich vereint – nun bringt der Ballettdirektor abermals das Ballett Zürich mit Vokalsolistinnen und -solisten zusammen. Im Zentrum dieses neuen Ballettabends steht die Musik von Claudio Monteverdi, dem bedeutendsten italienischen Komponisten des frühen 17. Jahrhunderts.


Kurzgefasst: Monteverdi (quelle opernhaus.ch)
Mit Claudio Monteverdi hat alles angefangen. Mit dem bedeutendsten italienischen Komponisten des frühen 17. Jahrhunderts wird die Musik theatralisch. Liebende und Einsame, Eifersüchtige und Zornige betreten die Bühne, klagen ihr Leid und kehren im Gesang ihr Innerstes nach aussen. So sinnlich und herzzerreissend ich-bewusst war der singende Mensch bis dahin noch nicht in Erscheinung getreten wie in Monteverdis Opern, die zu den ersten der Musikgeschichte gehören, und in seinen Madrigalbüchern, in denen sich der Übergang vollzieht von der polyphonen Vokalkunst der Renaissance zur Ausdruckskraft der einzelnen, von Musik begleiteten menschlichen Stimme. Monteverdi macht für seine Madrigale einen genere rappresentativo geltend, einen darstellenden Stil, der nicht nur Szenisches, sondern auch Gestisch-Tänzerisches in Töne kleidet. Das berühmteste seiner Madrigalbücher ist das Achte und letzte, das der Komponist sieben Jahre vor seinem Tod veröffentlicht hat. Eine Stücksammlung, in der er gleichsam noch einmal die Summe seiner Stilentwicklungen und seines dramatischen Schaffens zieht. Musik aus diesem Achten Madrigalbuch steht im Zentrum von Christian Spucks neuem Ballettabend, der wie zuvor schon in den Choreografien von Verdis Messa da Requiem oder Schubert/Zenders Winterreise Vokalsolisten und das Ballett Zürich auf der Bühne vereint.
Sich mit Monteverdi zu beschäftigen, heisst noch einmal von vorne zu beginnen und dem Zauber des musiktheatralischen Anfangs nachzuspüren, der in dessen Arien, Tanzsätzen und Madrigalen erblüht. Wie etwa kann aus dem weltverlorenen Lamento della Ninfa, einem der berühmtesten Klagegesänge Monteverdis, Bewegung, Szene, Tanz erwachsen? Zu welchem choreografischen Ausdruck fordert die zitternd expressive Erregung von Il Combattimento di Tancredi e Clorinda heraus, dem Kampf eines sich feindlich und liebend zugleich gegenüberstehenden Paares? Christian Spuck sucht in diesem Ballettabend nicht nach einer Geschichte, die Monteverdis Minidramen überwölbt, sondern schöpft Energie aus der Kraft des Fragmentarischen und der tänzerischen Abstraktion in einem vom Bühnenbildner Rufus Didwiszus gestalteten Raum, der Theater nach dem Ende von Theater noch einmal von vorne beginnen lässt.
Mehr Infos
Musik von Claudio Monteverdi (1567-1643)
Ballett von Christian Spuck
Choreografische Uraufführung
Musikalische Leitung / Solo-Violine Riccardo Minasi, Christoph Koncz (04, 06 Feb)
Choreografie und Inszenierung Christian Spuck
Bühnenbild Rufus Didwiszus
Kostüme Emma Ryott
Lichtgestaltung Martin Gebhardt
Dramaturgie Michael Küster, Claus Spahn
https://www.opernhaus.ch/spielplan/kalendarium/monteverdi/2021-2022/
Interview mit Christian Spuck
So einfach und so viel Gefühl
https://www.opernhaus.ch/spielplan/kalendarium/monteverdi/season_88869/?share=101946
Fotos entnommen aus https://www.opernhaus.ch/spielplan/kalendarium/monteverdi/