Flamenco meets Classical Ballet
180 Minuten Tanz, traumhafte Kostüme und fantasievolle Bühnenbilder rund um den „Traumtänzer“ Don QUIXOTE, gespickt mit übersprudelnder Lebensfreude – ergänzt durch spanische Gitarrensoli. Viel Szenenapplaus und Standing Ovations am 3.12.2021 in der Deutschen Oper Berlin.
Mit seiner neuen Choreografie will der Spanier Víctor Ullate mehr Flamenco in das Ballett DON QUIXOTE bringen, aber trotzdem dem bewährten Original des Ballettklassiker Marius Petipa und Alexander A. Gorski treu zu bleiben. Das Staatsballett Berlin will ganz grosses Ballet zeigen. Mit viel Aufwand durch aufwändige Lichttechnik und bezaubernde Bühnenbilder von Roberta Guidi di Bagno wurde die reduzierten Fassung, die bereits 2018 gezeigt wurde, mit allen Finessen ausgestattet.

Don Quixote gilt als Parodie auf die mittelalterlichen Ritterromane. „Der Ritter von der traurigen Gestalt“ geht in die Weltliteratur ein – ein Idealist, der mit der Realität in Konflikt gerät und schließlich daran scheitert. Wie so oft in der Ballettwelt scheint die Handlung des Balletts eher nebensächlich: Der Kampf gegen die Windmühlen und das Bestehen wilder Abenteuer, die es gar nicht gibt, werden klamaukartig abgehandelt. Was wirklich zählt, ist der wahre Tanz!
Was unterscheidet den Flamenco-Tanz vom Ballett?
Charakteristisch für den Flamenco sind für mich die Gitarrenmusik, der einzigartige Gesang, das rhythmische Klatschen mit den Händen sowie das aggressive, harte Klopfen mit den Füssen. Die TänzerInnen demonstrieren in überschwänglichem Maße Leidenschaft, Temperament und Stolz.

Dem Ballettensemble gelingt es hervorragend, diese wesentlichen Stilelemente des spanischen Flamencos authentisch darzustellen. Am Anfang fehlt mir die aggressive Fussarbeit, die mit Ballettschläppchen nur angedeutet werden kann. Die Tänze der Gitanos, der Dryaden und der Damönen sowie der Auftritt von Cupido im goldenen Outfit im 2. Teil aber begeistern mich. Im 3. Teil gehts wieder eher klassisch zu. Das Staatsballett präsentiert sein Können. Grossartig getanzt, emotional und leidenschaftlich interpretiert.

Ihr Rollendebut als Kitri meistert die Prima Ballerina Yolanda Correa ausgezeichnet. Mit dem lebhaften und sprunggewaltigen Dinu Tamazlacaru an ihrer Seite verkörpern beide das feurige Liebespaar und verzaubern das Publikum.

Herausragend fand ich Elisa Carillo Cabrera als elegante, strahlende Strassentänzerin, Alexei Orlenco als stolzer Torero, Weronika Frodyma und Ashrak Ghalumyan als feurige Königspaar der Gitanos sowie Murilo de Oliveira, Iana Balova und Krasina Pavlova.
Mehr Informationen
STAATSBALLETT BERLIN
GROSSE WIEDERAUFNAHME
DON QUIXOTE
Ballett von Víctor Ullate nach Marius Petipa und Alexander Gorski
Libretto nach Episoden aus Miguel de Cervantes‘ gleichnamigem Roman
Musik von Ludwig Minkus
Choreographie und Inszenierung Víctor Ullate nach Marius Petipa und Alexander Gorski
Bühne und Kostüme Roberta Guidi di Bagno
Licht Marco Filibeck
Einstudierung Eduardo Lao
Choreographie und Inszenierung: Víctor Ullate
Musik: Ludwig Minkus
Bühne und Kostüm: Roberta Guidi di Bagno
Licht: Marco Filibeck
Einstudierung: Eduardo Lao
Musikalische Leitung: Robert Reimer
Orchester der Deutschen Oper Berlin
Besetzung am 3.12. 2021
Don Quixote: Eoin Robinson
Sancho Pansa: Alexander Abdukarimov
Kitri: Yolanda Correa
Basil: Dinu Tamazlacaru
Mercedes: Elisa Carrillo Cabrera
Espada: Alexei Orlenco
Es tanzen
Solist:innen und Corps de ballet des Staatsballetts Berlin
Musikalische Leitung Robert Reimer
Orchester der Deutschen Oper Berlin
Gitarre Detlev Bork | Carlos Hamann
Große Wiederaufname
3. Dezember 2022, 19.30 Uhr in der Deutschen Oper Berlin
Weitere Vorstellungen
6., 7., 10., 12., 14., 17., 23., 25., 28. Dezember 2021
17., 22., 24. Februar 2022
Biografie Víctor Ullate
Der Choreograf Víctor Ullate ist eine der wichtigsten Persönlichkeiten des Balletts in Spanien.

Er wurde in Zaragoza geboren, studierte klassischen Tanz bei María de Avila und an der École Supérieure de Danse Rosella Hightower in Cannes. Seine professionelle Laufbahn begann er 1962 im Alter von 15 Jahren in der Compagnie des weltweit gefragten spanischen Tänzers Antonio Ruiz Soler. Drei Jahre später wurde er von Maurice Béjart in dessen Ballet du XXième Siècle verpflichtet. In den vierzehn Jahren der Zusammenarbeit schuf Béjart etliche Rollen für ihn, darunter »Gaîté parisienne« (1978); in diesem autobiographischen Ballett verkörperte er die Rolle von Béjart. Víctor Ullate wurde von seinem Meister als »einer der vollkommensten Tänzer des 20. Jahrhunderts« bezeichnet.
1979 beauftragte ihn die spanische Regierung, die erste klassische Ballettcompagnie des Landes zu gründen, das Ballet Nacional de España (heute: Compañia Nacional de Danza), deren Künstlerischer Leiter er vier Jahre lang gewesen ist. Um für den fehlenden Nachwuchs zu sorgen, eröffnete er 1983 seine erste eigene Schule, das »Centro de Danza Víctor Ullate«. 1988 gründete er mit Unterstützung des Kulturministeriums das Víctor Ullate Ballet, offiziell Spaniens erste private Tanzcompagnie, deren Leiter er mehr als 30 Jahre lang gewesen ist. Für sein Publikum, das ihn über die Landesgrenzen hinaus bejubelte, brachte er Werke von George Balanchine, Maurice Béjart, Hans van Manen, Nils Christe, Jan Linkens und Micha van Hoecke auf die Bühne, erarbeitete Klassiker des Repertoires, darunter »Giselle« und »Don Quixote«, und brachte mehr als 40 eigene Choreographien zur Uraufführung, häufig mit Bezug zu spanischer Musik und Kultur.
Seine Bemühungen um die individuelle Förderung und das Fundament brillanten technischen Könnens sind von den Erfolgen so bekannter Persönlichkeiten wie Angel Corella, Lucía Lacarra, Carlos Lopez, Joaquín De Luz, Tamara Rojo, Igor Yebra und Itziar Mendizabal gekrönt, um nur einige der international bekanntesten Namen zu nennen. Mit dem Ziel, Talenten ohne finanzielle Ressourcen eine universelle Ausbildung für den Tänzerberuf zu ermöglichen und das klassische Ballett in all seinen Ausdrucksformen in Spanien voran zu bringen, gründete er im Jahr 2000 eine Stiftung. Nach Jahrzehnten fruchtbarer Arbeit fielen seine Institutionen 2019/2020 schließlich dem kulturpolitischen Wandel in Spanien zum Opfer. Generationen von Tänzerinnen und Tänzern, die den weltweit wichtigsten Compagnien angehören, bezeichnen Víctor Ullate als ihren Meister, seine Werke gelten als spanisches Kulturerbe. Sein ganzes persönliches Leben ist bis zum heutigen Tag dem Tanz gewidmet, er unterrichtet regelmäßig Meisterkurse und arbeitet mit dem Nachwuchs.
Víctor Ullate erhielt zahlreiche wichtige Auszeichnungen: unter anderem den Spanischen Tanzpreis (1989), die Medalla de Oro de las Bellas Artes (1996), die renommierte Medalla Festival de Granada (1998), den Kulturpreis der Stadt Madrid in der Kategorie ›Tanz‹ (2003), den »Autor-Autor« Award (2007), den MAX Honorary Award (2008), den MAX Award für sein Stück »Wonderland« als beste Tanzproduktion (2011). 2013 wurde ihm von der Stadt Madrid das »Gran Cruz de la Orden del Dos de Mayo« verliehen sowie 2016 vom Ministerrat Spaniens die Medalla de Oro al Mérito del Trabajo. 2014 wurde er zum Ehrenmitglied der Akademie der Darstellenden Künste ernannt.
Titelbild
Yolanda Correa und Dinu Tamazlacaru, photo: Yan Rezvazov