Danza Contemporánea de Cuba im Theater Winterthur am 31.Oktober 2019
Tanz gehört zum kubanischen Lebensstil wie das Atmen zum Leben. Überall wird Salsa getanzt. Weniger bekannt ist die zeitgenössische Tanzszene. Bereits 1959 wurde diese Compagnie von Ramiro Guerra, einem ehemaligen Mitglied der berühmten Compagnie von Martha Graham gegründet. Die amerikanische Choreografin und Tänzerin Martha Graham gilt als die Innovatorin des Modern Dance.
Die DANZA CONTEMPORÁNEA DE CUBA hat sich zu der traditionsreichsten, wichtigsten Compagnie in Kuba entwickelt. Mit einem Mix aus afrikanisch- karibischen Rhythmen, modernem amerikanischen Theater und europäischem Ballett wird die kubanische Lebensfreude in zeitgenössischen Tanz umgesetzt. Dieser unverwechselbare kubanische Spirit fasziniert durch die ansteckende Energie und glänzende Technik der Tänzerinnen und Tänzer.
Die drei gezeigten Choreografien haben vieles gemeinsam. Sie sind sinnlich, mystisch und auch wild – voller Kontraste, aber durch die weichen fliessenden Bewegungen und die Musik verbindet sich diese ungebändigte Kraft zu einem stimmungsvollen Tanz.
Das erste Stück COIL, auf Deutsch Spule, setzt sich mit dem Entstehen von Gewalt und der Freiheit des Einzelnen auseinander. Ein schwieriges Stück, was mich aufwühlt. Wenn Tänzer sich schlagen, leidet das Publikum intensiv mit. Aber die Tänzer finden sich und ihren Platz in der Gruppe wieder und drehen sich gemeinsam im Kreis zu fernöstlicher, meditativer Musik. Immer wieder treten Tänzer zu einzelnen Solos oder Pas de Deuxs heraus. Es entstehen starke Bilder, die durch die weissen Kostümen und dunklen Lichteffekten verstärkt werden.

EQILUX bedeutet Tag-Nacht-Gleiche, also ein Spiel von Licht und Schatten. Es wurde choreografiert von der preisgekrönten Britin Fleur Darkin. Für mich ein starken Kontrast zum ersten Stück, obwohl die meditative Stimmung ähnlich ist. Zu Beginn räkeln sich die schwarz gekleideten Tänzer am Boden, fast akrobatisch wie sich einzelnen Körperteile verschlingen. Doch auch hier treten Einzelne aus der Gemeinschaft und führen ein Eigenleben. Besonders eindrücklich ist die wunderbare sphärische Musik, eine Auftragsarbeit des Londoner Komponisten Torben Lars Sylvest.

El CRITERIO DEL CAMELLO ist purer Tanz – ungebändigt, ungehemmt, masslos. Auch hier begegnen wir am Anfang wieder dem Gruppenthema. Diesmal schon als fast militärischer Drill. Die Formation wirkt wie eine Armee, die sich nur langsam auflöst. Danach beginnt ein wahrer Tanzrausch, von Zwang befreit überlassen sich die Tänzerinnen und Tänzer vollkommen ihren Emotionen. Herrlich, da zuzuschauen!

Ein elektrisierender Abend mit unverwechselbarem Tanz. Grosses Kompliment an das Ensemble – fantastisch getanzt und extrem ausdrucksstark präsentiert.
Ein Muss für alle zeitgenössischen TanzliebhaberInnen!
Weitere Infos auf der Website
http://theater.winterthur.ch/spielplan/detail/tstueck/danza-contemporanea-de-cuba.html
Hier das komplette Programm
COIL – Choreografie von Julio César Iglesias
Musik
Hangedup, Arron Family, Nina Simone, Fordom, Monoloc, Wardruna
Kostüme
Julio César Iglesias
Licht
Fernando Alonso
EQUILUX – Choreografie von Fleur Darkin
Musik
Torben Sylvest
Kostüme
Vladimir Cuenca
Licht
Emma Jones
EL CRITERIO DEL CAMELLO – Choreografie von George Céspedes
Musik
Alexis de la O, Nacional Electrónica
Kostüme
Paula Fernández
Licht
Fernando Alonso
Noch am 1.11. und 2.11.2019 im Theater Winterthur
Die Kompagnie tourt danach weiter durch Deutschland!