Edward Clug choreografiert FAUST fürs Ballett Zürich
Ja, und zwar teuflisch gut! Die weltbekannte Tragödie von Johann Wolfgang Goethe bietet aureichend Stoff und Charaktere für ein abendfüllendes Ballett.
Neben den bekannten Figuren tanzen Hexen und Engel, Studenten und Soldaten, Meerkatzen und Gretchen-Doubles sowie skurille Walpurgisnachtgestalten.
Die Handlung um den Teufelspakt mit dem Seelenverkauf ist bekannt. Genial wählt Clug bildstarke Szenen wie Ostern, Hexenküche, Gretchens Zimmer, Marthes Garten und die Walpurgisnacht. Die eigens dafür komponierte Musik von Milko Lazar verbindet die einzelnen Teile meisterhaft – mal sehr leise, mal nur ein Flügelschlagen, und bei Massenszenen meist bombastisch!
Natürlich zieht uns der charismatische Mephisto sofort in seinen Bann. Brilliant verkörpert William Moore diese Figur, die „stets das Böse will, und stets das Gute schafft“. Er umgarnt, manipuliert und verführt den nach Höherem strebenden Wissenschaftler Faust. Tanzgewaltig – nicht wie im Original wortgewaltig- spielt Moore den Teufel teils dandyhaft, teils clownesk wie Heath Ledger als Joker im Film „The Dark Knight“. Der bekannte Ausspruch „des Pudels Kern“ wird für jeden verständlich.
Diese Schlüsselszene findet in einer grauen Glasbox statt – Bühnenbild Marko Japelj. Der immobile Faust (Jan Casier im Rollstuhl) kann dem teuflischen Ansinnen Mephistos nicht entkommen. Mephisto geht ihm buchstäblich auf den Pelz – eine akrobatische Meisterleistung von William Moore.
Gretchen darf natürlich nicht fehlen. Michelle Willems ist nicht nur Ausnahme-Tänzerin, sondern auch eine begnadete Schauspielerin. Von der jungen, ahnungslosen Putzfrau mutiert sie zur tragischen Kindsmöderin.
Grosses Kompliment an das Ballett Zürich für all die wunderbaren Tanzszenen und die hervorragende schauspielerische Leistung.
⭐️⭐️⭐️⭐️ Ein sehenswertes Ballett, das mir FAUST näherbrachte und mich zum erneuten Lesen verführte. Als Schülerin habe ich Goethes’s Faust gehasst.
Mehr Infos https://www.opernhaus.ch/spielplan/kalendarium/faust-120/season_11232/
Ausführliche Kritik der NZZ https://www.nzz.ch/feuilleton/die-gier-nach-lebenslust-geht-am-opernhaus-zuerich-ueber-leichen-ld.1381763
Der Komponist Milko Lazar gibt einen tiefen Einblick in seine Arbeit an FAUST!