Du chic à la Française! Der französische Ballettstil

Was bedeutet Ballett nach der französischer Schule?

Diese Frage stellte ich Mélanie Borel, einer Balletttänzerin des Balletts Zürich, die in Frankreich ihre Ausbildung zur Profitänzerin absolvierte.

Es handelt sich um eine Methode, wie das Balletttraining absolviert wird. Grundsätzlich sind die Schritte, Drehungen und Sprünge in allen Schulen gleich. Es ist ein Stil, ein Akzent. Vergleichbar mit unserer Sprache ist auch das Ballettvokabular: Wörter und Grammatik sind gleich, nur die Aussprache setzt verschiedene Akzente.

 

 

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Man sagt, der französische Stil stelle eine Kombination von Eleganz, Schlichtheit und Präzision dar. Wenn ich ihn mit einem Wort definieren sollte, würde ich ihn als schick kennzeichnen. Die berühmte Lehrerin Christianne Vaussard sagte immer : « Du chic, mesdemoiselles! ». Das ist mein Leitmotiv. Daran denke ich jeden Morgen während des Trainings.

Video: Madame Vaussard lehrt den französische Stil

Wie erkennen wir eine Ballerina der französischen Schule?

Man muss sich beispielsweise nur die berühmten französischen Primaballerinen Sylvie Guillem, Aurélie Dupont, oder Dorothée Gilbert anschauen.

Die technische Elemente in klassischen Balletten werden sehr sauber ausgeführt. Nicht nur sind die Bewegungen wichtig, sondern auch die Positionen und die vorbereitende Schritte dazwischen. Zum Beispiel eine «Glissade» – das ist ein wichtiger Gleitschritt vor einem Sprung, der Kraft und Konzentration für den Sprung gibt. Wer eine Choreographie anschaut, sollte alle Schritte und Bewegungen klar lesen können.

Beispiele von Glissades zu Beginn des Videos

Ein gutes Beispiel der französischen Schule ist die «petite batterie», eine spezielle Sprungtechnik. Dazu gehören auch die berühmten «entrechats», ein Kreuzsprung, bei dem die gestreckten Füsse mehrfach gekreuzt und die Beine zusammen geschlagen werden.

Dazu braucht es eine wunderbare Fuss- und Beinarbeit, die extrem schnell und kompliziert sein kann. Wenn man sehr schnell tanzen muss, kommt die Kraft für die Sprünge mehr aus den Füssen als aus den Oberschenkeln. Deswegen ist die tägliche Unterschenkelarbeit besonders wichtig.


Zu Beginn des Videos sieht man die „petite batterie“. Ballett: “Soir de Fête“ von Leo Staats

Ein anderes sehr wichtiges Element im französischen Stil ist die Kopf- und Schulterhaltung – das sogenannte «épaulemement», die Ausrichtung des Körpers. Das gibt dem Tanz eine zusätzliche Dimension. Die Körperteile sind wie Noten, die einen musikalischen Akkord bilden. Die Kopfhaltung dient nicht nur der Schönheit, sondern auch der Balletttechnik, die Sicherheit und Stabilität verleihen soll. So ist es in der Schule nicht erlaubt, die ganze Zeit in den Spiegel zu schauen, weil das die gewünschte Körperausrichtung verändern kann.

Zu Beginn des Videos kann man die Kopf- und Schulterhaltung der Tänzerinnen sehen.

Wie erlernt man diese Methode?


Über 90 Prozent der Tänzerinnen der Pariser Oper kommen aus der hauseigenen Ballettschule. Somit wurde das Ensemble nach der französischen Methode im strengen, klassischen Stil ausgebildet und trainiert.

Als ich die letzten Jahre meiner Ausbildung in dieser Ballettschule war, haben wir tagtäglich geübt, alle Bewegungen sehr sauber und korrekt auszuführen. Auf diese Weise gelingt es, dass sich die Tänzerinnen und Tänzer des Corps de ballet synchron bewegen und als Einheit wahrgenommen werden wie beispielsweise die Schwänen im klassischen Schwanensee.


Nach welcher Methode arbeitet das Ballett Zürich?

Bei uns arbeiten Tänzerinnen und Tänzer aus der ganzen Welt. Unser tägliches Training wird von drei verschiedenen Ballettmeistern geleitet. Unser Repertoire beinhaltet klassische Stücke wie Schwanensee bis hin zu modernen Choreografien wie von William Forsythe oder Jiri Kylian. Trainiert wird immer klassisch, aber es wird an den Stil angepasst, der gerade aufgeführt wird. Die Arbeit und Koordination der Muskeln ist anders, wenn wir GISELLE oder ein modernes Stück von Wayne McGregor tanzen.

Wir werden regelmässig von verschiedenen Gastlehrern trainiert, die andere Akzente setzen. Das bringt neue Erfahrungen und neue Koordinationsmechanismen für unseren Körper.

Dann tanzt Du also doch andere Stile?

Natürlich. Auf der Bühne tanzen wir, was vom Choreografen verlangt wird. Aber wir kommen beim täglichen Training zurück zu unseren Wurzeln, egal was wir auf der Bühne tanzen. Das ist für uns die Basis, die der Körper nie mehr vergessen soll; das ist unser tägliches Frühstück!

Ich möchte mich ganz herzlich bei Mélanie für das informative Interview bedanken. Sie hat sich sehr viel Zeit genommen, mir den französischen Stil verständlich zu erklären.

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Mélanie Borel stammt aus Frankreich. Sie studierte an der École Nationale Supérieure de Danse in Marseille und an der École de Danse de l’Opéra de Paris. Engagements führten sie ans Ballet de l’Opéra National de Bordeaux sowie von 2005 bis 2008 ans Peter Schaufuss Ballet in Dänemark. Seit der Saison 2008/09 ist sie Mitglied des Balletts Zürich und war solistisch in Choreografien von Twyla Tharp, Heinz Spoerli und Mats Ek zu erleben. In Spoerli-Choreografien trat sie 2012 bei den Salzburger Festspielen auf. In jüngster Zeit tanzte sie in Choreografien von Marco Goecke, Douglas Lee, Jiří Kylián, Wayne McGregor und Martin Schläpfer. Sie war der Haushofmeister in Spucks Leonce und Lena und tanzte die Variation «Cholerisch» in Balanchines The Four Temperaments.

Portätfoto von Jos Schmidt

Beitragsfoto Mélanie Borel und Daniel Mulligan in Kammerballett, Choreografie von Hans van Manen, Foto: Carlos Quezada

 

Autor: ballettlovers

I danced ballet as child, albeit with little success. Despite this, my passion for ballet and dance has carried into adulthood. I still love to watch ballet performances and would love to share my passion with you.

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