Woyzek und Ballett, wie geht das zusammen? Sperrig, verzweifelt, schlaff nach vorn fallende Schultern, mit jedem Schritt seiner eigenen Trostlosigkeit und schliesslich dem finalen Schritt zum Mord näherkommend, so läuft Georg Büchners Woyzek seit Jahrzehnten über die Theaterbühnen.
Als Tänzer in einem Ballett, eine irgendwie abwegige bis schwierige Vorstellung. Aber gerade solche Nicht-Ballett-kompatible Figuren reizen ganz offensichtlich den Direktor des Balletts Zürich Christian Spuck. Für ihn nach eigener Aussage eine verlockende Herausforderung. Obwohl schon 2011 mit dem Nasjona Balletten, Den Norske Opera & Ballett, Oslo uraufgeführt, hat er die Choreografie in einigen Details neu strukturiert und eine durchaus eigenständige Zürcher Fassung erarbeitet.
Jede Theaterinszenierung von Büchners Dramen-Fragment ist eine kreative, rekonstruierende Herausforderung. Weniges ist von Büchner schlüssig zu Ende formuliert. Er hat ein Text-Konvolut als einen literarischen Steinbruch hinterlassen. Nichts weniger als dieses Textmaterial zum Tanzen zu bringen, aus Büchners Sätzen starke Konkretionen zu extrahieren und narrative Bilder zu…
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